Samstag, 28. Februar 2015

Christchurch

Wenn Dunedin der schottische Teil Neuseelands ist, dann ist Christchurch ganz eindeutig der englische. Auf der Fahrt wurde das Land immer flacher, der Landesteil heißt jetzt "Canterbury", hier gibt es immer mehr Ackerbau und Obstanbau, sowie große Farmen, z.B. diese hier mit einer riesigen Bewässerungsmaschine:

Auf der Strecke lag auch Moeraki, ein Ort, der bekannt ist dafür, dass einer Legende nach der Teufel dort auf dem Strand mit überdimensionalen Murmeln gespielt haben soll. Was das bedeuten soll? Nun, hier haben wir mal den Strand von Moeraki:

Geht man den ein wenig entlang, findet man plötzlich fast exakt kugelrunde, große Felsen am Sand und im Wasser, die sogenannten "Moeraki Boulders":


Keine wissenschaftliche Theorie bisher kann ganz genau erklären, wie sie entstanden sind, also könnten sie ebensogut vom Teufel stammen, falls man an den glaubt. Aber ins Innere von einigen kann man sehen, weil manche gesprungen oder sogar zerfallen sind. Die schauen fast aus, als wären sie aus Einzelteilen zusammengeklebt worden, wie ein Puzzle:



Aber auf diesem Strand gibt's noch mehr zu sehen:
angeschwemmter Tang, man sieht die Schwimmkörper,
mit denen er sich im Wasser aufrecht hält

ein Albatros aus der Nähe, leider nicht mehr
besonders lebendig...

ein Kohlweißling - da waren viele

ein Cabbage Tree - ich dachte, das sei dasselbe
wie eine Yukkapalme, aber das stimmt nicht,
die neuseeländischen Cabbage Trees gehören
zu den Liliengewächsen


Nach etwa 5 Stunden Fahrt erreichte ich Christchurch. Ich war sehr gespannt auf diese Stadt. Vor 7 Jahren hat mein damaliger Besuch von Neuseeland hier begonnen, und ich habe einen sehr angenehmen Eindruck von Christchurch gehabt. In der Zwischenzeit hat allerdings ein Erdbeben im Jahr 2011 die Stadt großflächig zerstört. Das sieht man leider am Stadtbild immer noch, es war soviel zerstört, dass das Meiste davon noch nicht wieder aufgebaut ist.

Privathäuser sind teils noch immer beschädigt, oder auch verlassen:



 Vor allem im Stadtzentrum gibt es sehr viele offene, leerstehende Flächen, auf denen manchmal gebaut wird, manchmal sind sie aber auch nur eingezäunt und liegen brach.





Am traurigsten aber ist es, die Kathedrale zu sehen. Einst war sie strahlender Mittelpunkt der Stadt, hier habe ich noch ein Bild aus 2008, da fand gerade ein Straßenkünstlerfestival statt auf dem Platz davor:
Und so sieht die Kathedrale jetzt aus; was mit ihr geschehen soll (Abriss/Neubau oder Restaurierung) ist nach 4 Jahren immer noch nicht entschieden:


Bloß "the Chalice", ein modernes Kunstwerk zur Millenniumsfeier im Jahr 2000, hat das Erdbeben unbeschadet überstanden, die Tourist Information i-Site daneben ist ebenfalls zerstört und steht leer:


Um die Stadt nicht völlig verwüstet aussehen zu lassen während des Aufbaus, und um zu zeigen, dass niemand ans Aufgeben und Wegziehen denkt, sind einige Projekte entstanden:
Kunst

im

öffentlichen Raum
die sogenannte "Cardboard Cathedral" als Zwischenlösung und
Ersatzquartier für Messen
mobile Essens-Stände

um Restaurants und Cafés zu ersetzen
Fertigteilgebäude und Re:START MALL genannte Container,

um Geschäfte zu ersetzen



Mit alten Trams kann man eine City Tour machen:


Hier noch ein paar Bilder mehr aus Christchurch, von so einer Tour:
das Canterbury Museum

aufgebaut vom Deutschen Julius von Haast,
der hier seinen Lebensabend verbrachte;
ihn kennen wir schon aus Franz Josef
der Brunnen im

botanischen Garten

der Fluss Avon, von der Edmonds Band Rotunda ist lediglich die
Kuppel übrig geblieben, aber sie soll wieder aufgebaut werden

Denkmal für Captain James Cook

public viewing - ICC Cricket World Cup
(da spielt gerade Neuseeland gegen Australien)

Denkmal für Queen Victoria

Denkmal zur Erinnerung daran, dass Neuseeland das erste
Land der Welt war, das das Frauenwahlrecht eingeführt hat


Ein paar Nebenbemerkungen nach drei Wochen Neuseeland:
von der Sprache her ist das Meiste hier relativ englisch, und ich verstehe die Menschen gut; bloß an eines kann ich mich schwer gewöhnen, dass ein kurzes e wie ein langes i ausgesprochen wird. Damit klingt dann "he says" wie "he sees", "that's better" wie "that's bitter", "many cars" wie "mini cars", "you're the best" wie "you're the beast", oder "check-in" wie "chicken"...
bei den Wasserhähnen ist leider fast nie das Mischsystem installiert,
so wie früher in England, d.h. wenn man sich die Hände waschen
will, muss man das mit kaltem oder brennend heißem Wasser tun,
oder das Waschbecken füllen und darin das Wasser bis
zur gewünschten Temperatur mischen

sehr paranoid sind Neuseeländer, wenn es um
Strom geht; man kann nicht nur Steckdosen
mit einem Extra-Schalter ausschalten, nein,
jedes einzelne elektrische Gerät wird zur
Vorsicht auch noch gewissenhaft ausgesteckt,
wenn es gerade nicht verwendet wird...

diese Schalter, mit denen die Steckdosen ein- und ausgeschaltet
werden, sind für meinen Adapter ziemlich blöd; der ist nämlich
so dick, dass er den Schalter immer ausschaltet, wenn man ihn
richtig gut fest reinsteckt...    :(

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